OM 2025: Friedensfähig statt kriegstüchtig
Zehntausende friedensbewegte Menschen in über 100 Orten demonstrierten an den Ostertagen für Frieden, gegen Kriege, für Abrüstung und gegen weitere Aufrüstung. Aus Hagen beteiligten sich friedensbewegte Menschen am dritten Tag des Ostermarsches Rhein-Ruhr in Dortmund. Etwa 800 bis 1000 Teilnehmer*innen wandten sich gegen die massive Aufrüstung, forderten das Ende des Kriegs von Russland gegen die Ukraine durch Diplomatie statt immer tödlicherer Waffenlieferungen ebenso wie das Ende von Israels Militäreinsatz in Gaza und im Westjordanland.
Aus der Abschlusserklärung der Infostelle Ostermarsch 2025:
„Wir haben mit der Anzahl der Einzelaktionen und den Teilnehmerzahlen das Niveau gehalten und teilweise deutlich übertroffen.“, so der Sprecher der Infostelle Ostermarsch 2025, Willi van Ooyen. Die überwunden geglaubte Ideologie des Kalten Krieges mit Säbelrasseln, alten und neuen Feindbildern, Bruch des Völkerrechtes, gepaart mit Aufrüstung und Rüstungsexporten verunsichert die Menschen und verbreitet Angst. Umso bedrohlicher ist die für das Jahr 2026 geplante Stationierung neuer Mittelstreckenwaffen in Deutschland. Dagegen wurden überall Unterschriften unter dem „Berliner Appell“ gesammelt.
Die zunehmend direkte Betroffenheit durch offene Kriegsvorbereitungen zeigte sich vor allem in der Präsenz von Jugendbündnissen. Diese beteiligten sich bei den Aktionen mit ihren Forderungen gegen die geplante Reaktivierung der Wehrpflicht und für die Beibehaltung der Zivilklausel in den Universitäten. Spürbar sind für die Menschen auch die sich abzeichnenden Mittelkürzungen für Sozialausgaben zugunsten gesteigerter Rüstungslasten.
Wie in den Kundgebungsreden zum Ausdruck kam, verweigert sich die Friedensbewegung dem Zwangsdenken von Kriegspropaganda, Kriegsdrohungen und Kriegsführung. Sie hält fest an ihrer Vision von einer Welt ohne Atomwaffen, von einem entmilitarisierten Europa der Völkerverständigung und einem Deutschland, von dessen Boden kein Krieg, sondern Frieden ausgeht und Ressourcen für die Lösung der globalen Menschheitsprobleme bereit gestellt werden. Nationalismus und Rassismus wurde bei den Kundgebungen eine eindeutige Absage erteilt.
Angesichts der weltweiten Kriege, die auch durch deutsche Kriegsbeteiligung und Waffenlieferungen angeheizt werden, fordert der Sprecher der Infostelle Ostermarsch, Willi van Ooyen: „Die Friedensbewegung darf den Regierenden ihre Unschuldsbekundungen nicht durchgehen lassen. Sie macht weiter mit vielfältigen Aktionen für Frieden und Abrüstung. Die deutsche Politik trägt große Verantwortung für das Morden in aller Welt. Eine neue Entspannungspolitik muss her.“
Frankfurt am Main, 21. April 2025
Friedenfähig statt kriegstüchtig
Bericht über die Veranstaltung mit Dr. Hajo Schmidt am 20.02.2025
Mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer*innen den Ausführungen des Friedensforschers Dr. Hajo Schmidt im Kulturzentrum Pelmke. „Frieden schaffen mit immer mehr Waffen?“ lautete die Frage. Der gegenwärtigen Politik der Forderung nach Ausbau der Rüstung in Richtung Kriegstüchtigkeit stellte Hajo Schmidt ein Konzept entgegen, das bereits zu Beginn der 2000er Jahre entwickelt wurde: das Konzept der defensiven Verteidigung (Lutz Unterseher: „Frieden schaffen mit anderen Waffen“ - Alternativen zum militärischen Muskelspiel). Kern des Konzepts ist es, sich auf die Verteidigung zu konzentrieren und das auch auf internationaler Ebene deutlich zu machen: „Von Deutschland soll `Nicht-Bedrohung` ausgehen.“
Der Verein HAGENER FRIEDENSZEICHEN wird sich zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Konzept der defensiven Verteidigung intensiver auseinandersetzen. Angesichts der immensen Summen, die im Moment als Rüstungsausgaben im Umlauf sind, und der Gefahren, die von diesen Plänen ausgehen, ist eine Debatte über Alternativen zu diesen wahnwitzigen Plänen dringend erforderlich.
Bericht von der Veranstaltung am 3. Mai. 2024 mit Dr. Ute Finckh-Krämer
Kriegstüchtig oder verteidigungsfähig?
Was macht ein Land verteidigungs- und zugleich friedensfähig? Darüber diskutierte Dr. Ute Finckh-Krämer am 3. Mai mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern im AllerWeltHaus. Dr. Ute Finckh-Krämer ist Gründungsmitglied des Bundes für Soziale Verteidigung und aktiv in der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung.
Die Bundesregierung will 100 Milliarden Euro an Sondervermögen und 68 Milliarden Euro aus dem laufenden Haushalt für Rüstung ausgeben. Deutschland soll gegen mögliche Angriffe verteidigt werden. Wie geht das am besten? Mit Milliarden mehr fürs Militär oder durch eine kluge Sicherung unserer Freiheit? Im Sinne der Sozialen Verteidigung muss der Schutz der Zivilbevölkerung, der lebensnotwendigen Infrastruktur und die Abwehr von Cyberangriffen im Vordergrund stehen. Das bedeutet: Statt neuer Kampfjets, die Atomwaffen tragen und offensiv eingesetzt werden können, eine effiziente Raketenabwehr zum Schutz des Landes.
Was macht eine Gesellschaft stark und widerstandsfähig? Ein Land, das einen starken sozialen Zusammenhalt hat, in dem soziale Gerechtigkeit herrscht, ist stabil gegenüber rechtsradikaler Stimmungsmache und autokratischer Propaganda. Ein Land, in dem sich viele ausgegrenzt fühlen und in dem wichtige soziale Ansprüche wie Wohnen, Bildung, Gesundheit ungleich verteilt sind, ist in sich gespalten und wenig resilient. Darum ist der Ausbau des Sozialstaates ein wichtiger Grundpfeiler der sozialen Verteidigung. 100 Milliarden Euro Sondervermögen wären hier gut angelegt.
Die Zahlen des internationalen Forschungsinstituts SIPRI belegen, dass wir uns auf eine neue Phase des Wettrüstens zubewegen mit immer moderneren und zerstörerischen Waffensystemen. Soziale Verteidigung bedeutet hingegen, nicht durch Hochrüstung Gegenreaktionen auszulösen und in eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt zu geraten. Kurz gesagt: Verteidigungsfähig ja, kriegstüchtig Nein.
Dr. Ute Finck-Krämer hob die Bedeutung der „Diplomatie von unten“ hervor. Wichtig sei es unter anderem, trotz des Überfalls Russlands auf die Ukraine die Partnerschaften mit russischen Städten oder die Kontakte zwischen Universitäten und anderen Institutionen nicht abreißen zu lassen. Nach dem Ende des Krieges müssten neue Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben geschaffen werden.
Veranstaltung am 16. Mai
Am Donnerstag, 16. Mai, findet im AllerWeltHaus eine weitere Veranstaltung statt, diesmal zum Thema „Krieg gegen Mensch und Natur – Selbstvernichtung oder Gemeinsame Sicherheit?“. Referent ist Michael Müller, Bundesvorsitzender der Naturfreunde Deutschland. Veranstalter ist ein Bündnis aus Arbeit und Leben, Naturfreunde, Hagener Friedenszeichen, SPD Ortsverein Mittelstadt/Oberhagen, terre des hommes, attac Hagen und der Stadtkirchengemeinde Hagen. Ort: AllerWeltHaus, Beginn: 19 Uhr.
Um Anmeldung wird gebeten unter [email protected].